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Ignorieren Sie Mutter Natur nicht – Planen Sie jetzt, um die geschäftliche Kontinuität im Unglücksfall zu gewährleisten

Von: Nicholas Bahr, Global Practice Leader, Operatives Risikomanagement

 

Wie auf industryweek.com veröffentlicht 

 

Februar 2018

 

Man sagt “Vorsicht ist besser als Nachsicht”. Dieser Ratschlag trifft insbesondere dann zu, wenn es um die Planung der geschäftlichen Kontinuität bei Naturkatastrophen geht. Betrachtet man die Vielzahl im Konflikt stehender Prioritäten, mit denen sich Unternehmensvorstände konfrontiert sehen, ist es einfach, anzunehmen, dass extreme Witterungsbedingungen und Naturkatastrophen zu selten vorkommen, als dass es erforderlich wäre, unmittelbar auf deren Vorausplanung zu achten. Aber eine solche Einstellung kommt gleichermaßen einem Glücksspiel gleich, bei dem der Einsatz die Betriebsfähigkeit Ihres Unternehmens ist, denn wenn wir auf die jüngere Geschichte zurückblicken, stellen wir fest, dass extreme Naturereignisse heutzutage beunruhigend häufig vorkommen.

 

Anfang Januar herrschten in den Vereinigten Staaten arktische Winde, durch die mehrere Städte mehr als zwei Wochen lang Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts ausgesetzt waren. Gleichzeitig steckten die Staaten von Georgia bis Maine durch einen “Bomben-Zyklon” an der Ostküste in Eis- und Blizzard-Verhältnissen fest. Der vergangene Sommer brachte einige der extremsten tropischen Wetterkatastrophen mit sich, die je in Nordamerika verzeichnet wurden, als die Hurrikane Harvey, Ima und Maria die Karibik und den Südosten der Vereinigten Staaten in nur einem Monat verheerten.

 

Ebenso alarmierend wie die Häufigkeit dieser extremen Bedingungen ist ihre Auswirkung. Als Hurrikan Maria das Festland in Puerto Rico erreichte, fiel beinahe auf der gesamten Insel die Strom- und Wasserversorgung aus. Bis heute haben rund 40 Prozent der Insel noch keinen Strom. Hurrikan Harvey flutete Louisiana und Texas mit mehr als 102 Billionen Litern Wasser; in einigen Bereichen von Texas fielen über einen Zeitraum von vier Tagen mehr als 100 cm Regen. Allein die Auswirkungen auf einen Industriesektor waren beträchtlich: Ganze 31 % der gesamten Raffineriekapazität der USA mussten infolge des Sturms ausgesetzt oder drastisch reduziert werden.

 

Mutter Natur ist so unberechenbar, wie sie unnachgiebig ist, und aus diesem Grund empfiehlt es sich für Unternehmen, Systeme zur Verwaltung der geschäftlichen Kontinuität (BCM) eher früher als später umzusetzen. Wie allgemein bekannt ist, verliert ein Unternehmen mehr Geld, je länger die Ausfallzeiten sind, von der Schädigung des Rufes und dem Verlust von Marktanteilen ganz zu schweigen. Die Antizipation der Wahrscheinlichkeit extremer Ereignisse und die sich daraus ergebende Verminderung der Ausfallzeiten ist eine weise Investition von Zeit und Ressourcen. Aber es ist wichtig, Notfallmanagement- oder Krisenbewältigungspläne nicht mit einem BCM-System gleichzusetzen. Die zuerst genannten Maßnahmen sind geeignet zur Vorbereitung auf bestimmte Katastrophenereignisse, etwa einen Ausfall des Computernetzwerks in einem Kraftwerk, strukturelles Versagen von Offshore-Bohrinseln oder einen Cyber-Angriff. Zwar ist es wichtig, solche Notfallmanagement- und Krisenbewältigungspläne zu haben, aber sie unterscheiden sich von einem BCM-Plan, da dieser das Geschäft im Falle einer umfangreichen, langfristigen Unterbrechung leitet, die sich aus extremen Wetterbedingungen und Naturkatastrophen ergibt – oder aus Katastrophen menschlicher Ursache, etwa Terrorismus.

 

Ein BCM-System ist ein ganzheitlicher Managementprozess, der potentielle Bedrohungen und Schwächen des Geschäfts und Betriebs eines Unternehmens erkennt, Strategien entwickelt, um den Betrieb widerstandsfähig gegen eine umfassende Katastrophe zu machen und Verfahren anwendet, um die Leistungen schnell wiederherzustellen und den Betrieb wiederaufzunehmen. Dies geschieht über eine umfassende Reihe von Vorbereitungen und Verfahren, die bestimmte Maßnahmen definieren, die ein Unternehmen proaktiv befolgen kann, um sich auf einen Krisen- oder Katastrophenfall vorzubereiten, im Idealfall einige der schlimmsten Szenarien abzuwenden, während der eigentlichen Krise zu reagieren und die langfristige Erholung effektiv zu verwalten (siehe Abbildung auf der nächsten Seite). Der Zweck ist, für die Mission relevante Dienstleistungen und den Betrieb nach einem störenden Ereignis so schnell und effektiv wie möglich wiederherzustellen. 

 

Für das Erstellen eines BCM-Plans gibt es sechs zentrale Schritte:

 

Schritt 1:  Festlegen von Planungsrollen und VerantwortlichkeitenZu erkennen und zu verstehen, welche Personen im Unternehmen während und nach Katastrophen für bestimmte essentielle Aufgaben verantwortlich sind, ist von zentraler Bedeutung für die Fähigkeit, effektiv auf das Ereignis reagieren und sich davon erholen zu können.

 

Schritt 2:  Einschätzen des RisikosZu verstehen, welche Risiken das Geschäft während einer Katastrophe beeinträchtigen können, ist von zentraler Bedeutung für die Fähigkeit, effektiv damit umzugehen. Unternehmen sollten eine gründliche Risikobewertung durchführen, um alle Risiken zu erkennen und zu priorisieren, die während einer Katastrophe auftreten können.

 

Schritt 3:  Durchführen einer Analyse der Auswirkung auf das GeschäftDie Auswirkungen aller identifizierten Risiken auf bestimmte Geschäftsprozesse zu bestimmen, wird Unternehmen dabei helfen, die verfügbaren Ressourcen angemessen zu priorisieren, um den Verlust oder den Ausfall zentraler Aspekte des Betriebs und der Leistungen zu mindern.

 

Schritt 4: Ausarbeiten von KontinuitätsstrategienRechtzeitig über Pläne, Verfahren und Vereinbarungen wie etwa Absichtserklärungen mit Notfalllieferanten zu verfügen, um Katastrophen zu vermeiden, zu erkennen, darauf zu reagieren und sich davon zu erholen, sind grundlegende Bausteine für den Erhalt des Betriebs, ganz gleich, um welche Art von Unterbrechung es sich handelt.

 

Schritt 5:  Testen, Einstudieren und Üben der PläneEs gibt in der Risikomanagement-Branche ein Sprichwort, das besagt, dass Tests erforderlich sind, um den Erfolg zu garantieren. Wenn ein Plan für die geschäftliche Kontinuität ausgearbeitet wurde, ist es ratsam, sich die Zeit zu nehmen, um die Mitarbeiter entsprechend zu schulen, sodass sie ihre Verantwortlichkeiten kennen, und simulierte Übungen durchzuführen, um den Plan in die Praxis umzusetzen, sodass das Unternehmen vorbereit sind, wenn es zu einer Katastrophe kommt.

 

Schritt 6:  Verwalten der PläneIm Laufe der Zeit ändern sich die Dinge in einem Unternehmen zwangsläufig, indem Standorte hinzugefügt, Mitarbeiter an andere Standorte versetzt oder Lieferanten und Anbieter gewechselt werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, den Plan für die geschäftliche Kontinuität in regelmäßigen Abständen zu prüfen und zu aktualisieren, idealerweise direkt, wenn es zu einer Änderung am Geschäft oder Betrieb kommt. Dadurch bleiben Unternehmen in der bestmöglichen Position, um mit unvorhergesehenen Katastrophen umzugehen, wenn diese auftreten.

 

Es kann immer zu extremen Witterungsbedingungen und anderen Katastrophen kommen, die eine langfristige Unterbrechung des Betriebs nach sich ziehen, also nehmen sich intelligent handelnde Unternehmen die Zeit, vorauszuplanen und solche Situationen zu antizipieren. Wenn ein BCM-System ausgearbeitet wurde und regelmäßig überprüft, aktualisiert und geübt wird, hilft dies Unternehmen dabei, den Sturm auszusitzen und den normalen Betrieb wieder aufzunehmen – und weniger Geld zu verlieren – wenn es zu einer unabwendbaren Katastrophe kommt.

 

Nicholas Bahr ist der Global Practice Leader für das operative Risikomanagement bei DuPont Sustainable Solutions.